Hufprobleme
Hufprobleme beim Hauspferd
Die meisten Hufprobleme bei Pferden, die in Gefangenschaft leben, sind auf die Haltung zurückzuführen. Dabei spielt die Bewegung eine entscheidende Rolle. Ein Wildpferd legt pro Tag zirka 20 bis 30 Kilometer auf rauhem und meistens trockenem Untergrund zurück. Ein Pferdehuf ist diesen Anforderungen gewachsen. Durch dieses enorme Laufpensum werden die Hufe automatisch gekürzt. Dabei kommen die Pferdehufe auch regelmässig mit Feuchtigkeit in Kontakt. Die Kombination von pferdeunfreundlichem Klima, zu wenig Bewegung und Kontakt mit Kot und Urin macht die Hufpflege zu einer wichtigen Aufgabe.
Vernachlässigte Hufe
Bei einem Barhufigen Pferd bedeutet dies dass unprofessionelle oder zu wenig Hufpflege gemacht wird. Bei einem Pferd dass in Gefangenschaft lebt ist immer Bewegungsmangel und dadurch zu wenig natürlicher Abrieb vorhanden. In den meisten Fällen werden dann die Hufe ohne regelmässige Hufpflege zu lang.
Pflegeprodukte
Ein gesunder Huf braucht normalerweise keinerlei Pflegeprodukte. Es gibt jedoch einige gute Produkte die in bestimmten Situationen sinnvoll sind. Auf die vielen Huffette, die es auf dem Markt gibt, sollte man verzichten. Sie schaden mehr als sie nützen. Das Fett verschliesst die Poren und Feuchtigkeit kann nicht mehr eindringen bezw. austreten.
Verbogene Zehenwand
Eine verbogene Hufwand oder Zehenwand wird oft beobachtet, aber gerne verharmlost. Der negative Einfluss einer verbogenen Hufwand ist jedoch viel grösser als man annimmt.
Warum?
Eine Wandverbiegung entsteht durch mangelhafte Hufpflege, genauer gesagt durch ein zu lang werden der Hufe. Dabei wird die Hufwand vom Bodengegendruck weggehebelt. Es entsteht eine Verbreiterung beziehungsweise eine Zerrung der weissen Linie. Entscheidend ist hier der Grad der Verbreiterung und die Höhe der Verbiegung.
Bei einer starken Verbiegung der Hufwand und Trennung der weissen Linie verspürt das Pferd oft starke Schmerzen. Als Vergleich beim Menschen wenn man an einen Fingernagel zieht. Bei Pferden mit einer verbogenen Hufwand entstehen oft auch Risse im Horn. Der Grund für die Risse ist, dass sich der Huf weitet, aber nicht genügend Hornmaterial vorhanden ist.
Oftmals wird die Sohlenlederhaut durch die Wandverbiegung gereizt. Der Grund dafür ist, dass die Aufhängung vom Hufbein dadurch geschwächt ist und somit der Druck auf die Sohlenlederhaut erhöht wird. Oftmals sind die Zehen bei solchen Hufen auch noch zu lang, dies erhöht den Zug auf das Hufbein der beim Abrollen durch die tiefe Beugesehne verursacht wird. Dieser vermehrte Zug der tiefen Beugesehne durch die zu lange Zehe, begünstigt wiederum die Verbreiterung der weissen Linie. Pferde mit einer verbogenen Wand werden oftmals als fühlig bezeichnet.
Ein weiteres Problem sind die Bakterien, durch die Verbreiterung der weissen Linie wird die Struktur der weissen Linie offenporig dadurch können sich Schmutz und Bakterien in der weissen Linie festsetzen und beschleunigen den Prozess noch. Eine weitere Folge davon ist, dass das Pferd die schmerzende Zehe schont und somit die Trachten überlastet.
Beide Bilder zeigen stark vernachlässigte Hufe, die Therapie dauert bei diesen Pferden bis zu 1 Jahr. Das linke Bild zeigt ein 1 Jahr altes Fohlen bei dem vermutlich noch nie Hufpflege gemacht wurde.
Das rechte Bild zeigt einen unprofessionellen Eisenbeschlag. Dieser Huf ist viel zu lang. Die Hufwand ist bis zur Höhe vom Pfeil verbogen. Der Beschlag ist ausserdem zu kurz und zu eng. Dieses Pferd kann nicht mehr richtig laufen und wird sicher Schaden nehmen.
Diese Bilder zeigen die Situation ein Jahr später. Durch regelmässige Hufpflege konnten sich die Hufe von diesem Jungpferd gut erholen.
Welche Pferde sind betroffen?
Alle Pferde, bei denen die Hufpflegeintervalle oder die Beschlagsintervalle überschritten sind. Wobei hier die Beschlagstechnik eine Rolle spielt. Bei einem barhufigen Pferd spielt die Bearbeitungstechnik eine Rolle.
Eine massive Verbiegung entsteht nicht von Heute auf Morgen, sie entsteht schleichend. Bei der Therapie ist es genauso. Man muss durch regelmässige und kürzere Hufpflegeintervalle die Wandverbiegung entfernen und neue Verbiegungen verhindern. Wenn man es mit der Hufbearbeitung und den Intervallen nicht so genau nimmt, dreht man sich nur im Kreis. Das Bedeutet wenn 2/3 der Zehenwand verbogen ist, also ungefähr 6 cm, dauert die Therapie 8 – 10 Monate.
Untergeschobene Trachten
Das Bild auf dieser Seite zeigt einen Hufbeschlag an der Vorhand von einem 15 jährigen Pferd. Die Besitzer haben sich entschlossen dieses Pferd auf Barhuf umzustellen. Der Zustand dieser Hufe ist ein gutes Beispiel dafür, wie es nicht aussehen sollte. Die Besitzer waren sich gar nicht bewusst in welch schlechtem Zustand sich diese Hufe befinden.
Ursachen:
Man sieht auf diesem Bild relativ gut wie hoch die Zehenwand beraspelt wurde. Die Zehenwand musste stark bearbeitet werden weil sie verbogen war und immer noch ist. Der Hufwinkel ist nicht passend zum Fesselstand, das Pferd steht zu flach. Die weisse Linie ist also verbreitert. Das Pferd steht zu flach und hat Schmerzen im Zehenbereich dadurch werden die Trachten überlastet.
Der Zeitfaktor:
Wenn ein Pferd mit solchen Hufen auf Barhuf umgesellt wird, braucht man ca. 1 Jahr bis sich die Hufe erholt haben. Die ganze Zehenwand muss einmal durchwachsen.
Was ist hier möglich?
Mit einem Eisenbeschlag kann man hier wohl keine normale Hufstellung mehr erreichen. Ein Pferd mit solchen Hufen wird nach der Eisenabnahme meistens immer noch Schmerzen haben. Nur durch kurze Hufpflegeintervalle können sich die Hufe wieder normalisieren.
Alternativen:
Wenn ein Pferd zu starke Schmerzen hat während der Umstellung kann ein geklebter Hufschutz angewendet werden. Dieser Hufschutz stabilisiert die Hornkapsel und verhindert erneute Wandverbiegungen. Die Hornkapsel wird durch diesen Hufschutz nicht beschädigt. Der geklebte Hufschutz kann so lange wie nötig angewendet werden.
Strahlprobleme
Strahlfäule ist eine Zerstörung des Horns in den Strahl – und Ballenfurchen durch bakterielle Fäulnis und Pilzbefall. Sie beginnt fast immer an den Stellen, die schwer zugänglich sind.
Die Strahlfäule ist zu erkennen an dem leicht stechenden Fäulnisgeruch. Die befallene Hornsubstanz ist dunkel bis schwarz. Bei starkem Befall kann eine Lahmheit infolge Reizung der Lederhaut auftreten.
Folgende Ursachen sind möglich:
- Mangelhafte Bodenhygiene (Ammoniak aus dem Urin zerstört das Horn).
- Eine der Hauptursachen für schlechtes Horn ist das Eindringen von Bakterien durch Spalten und Risse.
- Vernachlässigte oder falsche Hufpflege.
- Zwanghufe.
Zwanghufe:
Bei Zwanghufen ist der Strahl meistens schmal und die mittlere Strahlfurche sehr tief. Bei solchen Hufen besteht immer eine grössere Gefahr dass das Pferd an Strahlfäule erkrankt. Das Reinigen der mittleren Strahlfurchen ist meistens schwer. Am Besten ist die mittlere Strahlfurche mit einem trockenen Gazesteifen von ca. 30- 50 cm Länge zu reinigen. Dabei wird der trockene Lappen durch die mittlere Strahlfurche Richtung Zehe gezogen. Dieser Vorgang wird einige Male wiederholt. Anschliessend kann die mittlere Strahlfurche behandelt werden.Die Behandlung von Strahlfäule:
Erster und wichtigster Punkt ist das Abstellen der Ursache. Ausschneiden der fauligen Bereiche, wobei der Strahl möglichst geschont werden muss. Auf die gereinigten Bereiche können anschliessend austrocknende Substanzen auftragen werden. Hierzu gibt es einige geeignete Produkte. Natürliche Produkte: Der grosse Vorteil von Naturprodukten ist, dass das gesunde Gewebe nicht geschädigt wird. Ein gutes Produkt und wirksames Produkt ist NT- Dry. Gute Erfolge können auch mit Heilerde und Propolis erzielt werden. Bei der Anwendung von Heilerde und Propolis wird der Huf zuerst gereinigt, anschliessend wird Propolis aufgetragen, nachher wird der ganze Stahlbereich mit Heilerde abgedeckt. Auch Essig geeignet zur Vorbeugung gegen Strahlfäule. Die Strahllederhaut muss nach Abtötung der Bakterien und Pilze zur neuen Strahlhornproduktion animiert werden.Die Pflege des gesunden Strahls:
Zur Vorbeugung gegen Fäulnis am Huf ist das tägliche Auskratzen und Ausbürsten der Hufe notwendig. Selbst wenn ein Pferd anschliessend wieder in den Mist steht wurden durch das Auskratzen die Bakterien am Huf erheblich reduziert. Als weitere Massnahme zur Erhaltung eines gesunden Strahl kann die Anwendung von Essig ( Apfelessig ) sehr hilfreich sein. Der Apfelessig kann in eine Sprühflasche abgefüllt und zur Hälfte mit Wasser verdünnt werden. In dieser Form kann der Essig täglich nach dem Säubern der Hufe angewendet werden. Eine weitere Massnahme zu Gesunderhaltung des Strahls ist das Auskratzen der Hufe vor dem Weidegang, anschliessend wird der natürliche Weidedreck als Schutz in den Hufen belassen.Strahl ist zu klein:
Die Strahlgrösse sollte in einem guten Verhältniss zur Hufgrösse stehen. Bei unbeschlagenen Pferden ist dies meistens der Fall, da der Strahl mitträgt. Bei Pferden die beschlagen sind oder waren, ist der Strahl oft sehr klein und hat keinen Bodenkontakt. Durch das Anbringen der Hufeisen ist der Strahl weg vom Boden. Dadurch ist kein Bodengegendruck mehr vorhanden und somit das Strahlwachstum nur noch sehr gering. Hier im Bild ein gesunder Strahl mit guter Grösse. Die Produktion vom Strahlhorn wird nur durch den Bodenkontakt angeregt.Hufschuhe mit Pads
Bei den meisten Hufschuhen ist es möglich mit sogenannten Frog Support Pads, das sind weiche Schuheinlagen die den Bodengegendruck auf den Strahl erhöhen und das Strahlwachstum anregen.